Verantwortung in der Rohstoffgewinnung: Anspruch und Realität Die Energiewende verlangt nach riesigen Mengen mineralischer Rohstoffe – Lithium, Kobalt …
Verantwortung in der Rohstoffgewinnung: Anspruch und Realität
Die Energiewende verlangt nach riesigen Mengen mineralischer Rohstoffe – Lithium, Kobalt und Nickel sind unverzichtbar für Batterien, Solarzellen und Windkraftanlagen. Doch diese Rohstoffe stammen oft aus Ländern, in denen Menschenrechte missachtet, Kinderarbeit geduldet und Umweltzerstörung hingenommen werden. Deutschland, das bis 2045 klimaneutral werden will, ist in hohem Maße auf diese Importe angewiesen und steht vor der Frage, wie seine Ansprüche an Nachhaltigkeit mit den Realitäten der Lieferketten vereinbar sind.
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) will mit verbindlichen Sorgfaltspflichten und Projekten wie „Climate Smart Mining“ eine Wende einleiten. Lokale Verarbeitungsindustrien sollen gefördert und Verwaltungssysteme in Förderländern transparenter gestaltet werden. Doch Kritiker bemängeln, dass diese Maßnahmen oft nur auf dem Papier existieren oder durch wirtschaftliche Interessen ausgehöhlt werden. Die Umsetzung von Standards in Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo, wo Korruption und Gewalt herrschen, bleibt eine Mammutaufgabe.
Auch die europäische Lieferkettenrichtlinie, die auf verbindliche Regeln setzt, stößt auf Widerstand von Unternehmen, die höhere Kosten fürchten. Gleichzeitig ist fraglich, ob die EU ihre Abhängigkeit von Ländern wie China bei der Weiterverarbeitung von Rohstoffen tatsächlich verringern kann.
Eine nachhaltige und gerechte Rohstoffpolitik ist dringend notwendig, doch die Lücke zwischen Anspruch und Realität bleibt groß. Deutschland und die EU stehen vor der Herausforderung, ihre Klimaziele nicht auf dem Rücken der ärmsten Länder zu erreichen. Der Wandel zu verantwortungsvollen Lieferketten darf kein Lippenbekenntnis bleiben – er muss mit entschlossener politischer und wirtschaftlicher Unterstützung einhergehen.