Die Geschichte der Carl Duisberg Gesellschaft e. V.

Von der Idee internationaler Werkstudentenprogramme zur Brücke zwischen Wirtschaft, Bildung und Entwicklung

Die Wurzeln der Carl Duisberg Gesellschaft (CDG) reichen zurück in die 1920er-Jahre. Schon damals setzte sich Carl Duisberg, ein führender deutscher Industrieller, für internationale Austauschprogramme ein. Als Vorstandsmitglied des Deutschen Studentenbundes unterstützte er Auslandsaufenthalte für Werkstudenten – insbesondere in den USA. Dort sollten junge deutsche Ingenieure nicht nur berufliche Erfahrungen sammeln, sondern auch lernen, sich in fremden sozialen und kulturellen Umfeldern zurechtzufinden.

Von der Idee zum Verein

1925 reiste Reinhold Schairer, der 1921 Mitbegründern des Deutschen Studentenwerks (DSW) gewesen war, in in die Vereinigten Staaten, um sich bei amerikanischen Unterstützern zu bedanken. Auf dieser Reise traf er auf deutsche Werkstudenten – darunter Johannes W. Funke, den späteren Geschäftsführer der CDG.

Gemeinsam gründeten sie den Amerika Werkstudenten-Dienst. Bereits 1926 reiste die erste Gruppe deutscher Werkstudenten in die USA. Mit der Weltwirtschaftskrise kam das Programm jedoch zum Erliegen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen ehemalige Teilnehmer – inzwischen in führenden Wirtschaftspositionen – die Idee wieder auf. Am 22. April 1949 gründeten sie den Verein Internationaler Werkstudentenaustausch, der später in Carl Duisberg Gesellschaft umbenannt wurde. Ziel war es, jungen Menschen internationale berufliche Erfahrung zu ermöglichen – zunächst deutschen, später auch ausländischen Nachwuchskräften.

Ausbau zur anerkannten Partnerin des Bundes

In den 1950er-Jahren wurde die CDG zu einem strategischen Partner der Bundesregierung: 1955 erhielt sie erstmals den Auftrag, Programme für ausländische Studierende durchzuführen. 1970 folgte ein Kooperationsvertrag mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ), um Fortbildungen für Fach- und Führungskräfte aus Entwicklungsländern in über 50 Fachgebieten anzubieten. 1978 begann auch die Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

Internationalisierung und institutioneller Ausbau

Im Zuge ihrer wachsenden Aktivitäten gründete die CDG zahlreiche Tochtergesellschaften und Strukturen:

  • 1962: Carl Duisberg-Wohnheim GmbH (später Carl Duisberg Centren GmbH), Fokus auf Deutschkurse und Gästeunterbringung
  • 1968: Carl Duisberg Society New York, zur Unterstützung transatlantischer Programme
  • 1987: Nippon Carl Duisberg-Gesellschaft e.  in Tokio
  • 1999: Carl Duisberg Brasil Ltda. in São Paulo
  • 1998: EU-Büro in Brüssel zur Pflege europäischer Netzwerke

Zudem entstanden in vielen Städten sogenannte Ausländerkreise, die als informelle Treffpunkte für internationale Fortbildungsgäste dienten. Aus ihnen entwickelten sich später regionale Landesstellen.

Wandel und Kontinuität

2002 übergab die CDG auf Beschluss der Bundesregierung ihre operativen Programme an die neu gegründete InWEnt gGmbH – heute Teil der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Als gemeinnütziger Verein besteht die Carl Duisberg Gesellschaft jedoch bis heute und bleibt aktiv – vor allem Bereich der entwicklungspolitischen Wirtschaftsförderung und der beruflichen und unternehmerischen Bildung in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Heutige Aufgaben und Aktivitäten

Heute konzentriert sich die CDG auf folgende Schwerpunkte:

  • Stärkung von Wirtschaftskompetenz und Unternehmertum in Entwicklungs- und Schwellenländern
  • Vergabe des Deutschen Unternehmerpreises für Entwicklung (alle zwei Jahre, gefördert durch das BMZ)
  • Berufung von Wirtschaftsvertreterinnen und -vertretern in Gremien der GIZ
  • Förderung beruflicher Auslandsaufenthalte junger Menschen

Rund 140 Mitglieder – überwiegend aus der außenwirtschaftlich engagierten deutschen Wirtschaft – unterstützen die Arbeit der CDG ideell und finanziell.

Quelle der historischen Angaben: Aktenbestand der Carl Duisberg Gesellschaft, geführt in der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln.